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Sozialrebellischer Nationalismus. Über soziales Leid und Heimatliebe

Thomas Goes

Arbeiter:innen, die die Rechte wählen, machen die Linke verrückt. In diesem Beitrag wird das Alltagsbewusstsein eines Gewerkschafters empirisch untersucht, der bei Amazon aktiv ist. Warum orientiert er sich rechts? Fühlt er sich sozial von der Linken verlassen, oder was treibt ihn an? Und: Was können wir daraus politisch lernen?

„Menschen, die ‚anders‘ sind, ‚anders‘ leben als wir, stacheln unsere Wünsche und Ängste auf, stellen die Lebensform, die uns naiv als ‚die beste‘ gilt, in Frage. Nomaden, Hausierer, Wanderer, Flüchtlinge fordern die Ansässigen, Bodenstämmigen heraus. Waren sie oder ihre Vorfahren doch selbst einmal heimatlose Wanderer und könnten es morgen wieder sein. Die ‚Fremden‘ repräsentieren den Einheimischen Vergangenheit oder Zukunft, erinnern sie also an das Transitorische der eigenen Lebensform.“

Helmut Dahmer 2009, 126

Rechtswählende Arbeiter:innen halten Linke und kritische Sozialwissenschaftler:innen auf Trab. Es wäre gut, sie für fortschrittliche Politik zu gewinnen, darin jedenfalls scheinen sich die meisten einig. Ob und wie das aber gehen kann, ist höchst umstritten. Etwas vereinfacht könnte man drei Extrempole in der Diskussion unterscheiden, wobei es Überschneidungen gibt: Die „Sie wissen nicht was sie-tun“-Fraktion (oder auch: Notwehr-Fraktion), die Rechtswahlen insbesondere als Sozialprotest deutet; die „Die Linke verschreckt die Menschen“-Fraktion, die die Rechtswahl insbesondere aus Fehlern der Linken erklärt (falsche Themen, falsche Sprache, falsche Vertreter:innen); und schließlich die „Der Mob tut, was er immer tun wollte“-Fraktion, die rassistische und autoritäre Prägungen als Erklärung anführt. Grund genug, sich intensiver mit dem Alltagsbewusstsein von Arbeiter:innen auseinanderzusetzen. Im Folgenden geschieht dies anhand eines Sozialporträts eines aktiven Gewerkschafters und sozialrebellischen Nationalisten, der bei Amazon arbeitet und damit zu einer der zentralen Fraktionen der Arbeiter:innenklasse im schlanken und flexiblen Kapitalismus gehört.

Eine zentrale Fraktion der modernen Arbeiter:innenklasse

Ein paarmal am Computer klicken, warten und wenige Tage später sind Buch, Jeans oder Matratze da. Just-in Time-Lieferungen gehören für die meisten von uns ganz selbstverständlich dazu, auch der Fast-Rund-um-die-Uhr-Einkauf in der Stadt ohne allzu frühe Ladenschließung, ohne Mittagsruhe. Hinter dieser Flexibilität der Unternehmen, die uns anderen eine gewisse Zeitautonomie ermöglicht, stehen zuweilen sehr harte Arbeitsbedingungen, für die Beschäftigten im Handel zum Teil auch mitbestimmungs- und gewerkschaftsskeptische oder gar –feindliche Haltungen der Unternehmensleitungen.

Ein besonderer Teil dieser Handelskette, die uns den ersehnten Gebrauchsgegenstand bringt, und für das Kapital die Realisierung des geschöpften Mehrwerts besorgt, sind der Online- und Versandhandel sowie das Lagerwesen der Einzelhandelskonzerne.

Hier wird sortiert, bewegt, verstaut und schleunigst auf den Weg zum Kunden gebracht, hier wird die Warenzirkulation ganz praktisch, ganz industriell und großbetrieblich organisiert. Folgt man Kim Moody, dann haben wir es hier mit einem zentralen Wirtschaftssektor des neoliberalen Spätkapitalismus zu tun, mit Knotenpunkten neo-industrieller Arbeit, und mit einer an Bedeutung gewinnenden Fraktion der Arbeiter:innenklasse (Moody 2017, S. 59f.).

Mit „Handelskette“ meine ich insgesamt die verschiedenen Stufen, die Waren durchlaufen, nachdem sie vom Herstellerunternehmen verkauft und bis sie vom Konsumenten gekauft werden (Warenzirkulation). Dazu gehört der Großhandel ebenso wie der Einzelhandel. Großhändler kaufen und verkaufen Waren von und an andere Unternehmen – in der Regel wird mit Produktionsmitteln gehandelt, ob das nun Dönerfleisch, mit Rohren oder chemische Substanzen für die Reifenproduktion sind. Zur Handelskette gehören aber natürlich auch die Teile, die uns besonders präsent sind, der Online- und Versandhandel und die verschiedenen „stationären“ Outlets, in denen wir kaufen können: ob nun ein SB-Warenhaus wie Kaufland, oder Lebensmitteldiscounter wie Aldi. Wenn wir an diesen Handel denken, dann haben wir häufig die unmittelbaren Verkaufstätigkeiten vor Augen. Menschen, die mit Warenkörben durch die Regale schlendern begegnen Verkäuferinnen (i.d.R. Frauen), die mehr oder weniger gehetzt beraten, auffüllen, auszeichnen, ordnen oder kassieren.

Aber Waren müssen auch bewegt und verstaut werden, und auch das möglichst kostenarm und schnell. Eigentlich gehören deshalb auch wichtige Teile der sog. Logistik zur Handelskette, etwa Speditionsfirmen, die die Waren von A nach B bewegen, oder auch Unternehmen, die die Lagerhaltung möglicherweise extern für Händler übernehmen.

In jedem Fall sind die Lager ein wichtiger Teil der Handelskette, ob sie nun durch Spediteure oder die Handelsunternehmen selbst (oder durch Tochterfirmen) betrieben werden. Hier arbeiten eher Männer als Frauen, überwiegend kann man die Arbeit „on the job“ lernen. Beschäftigte, die hier arbeiten, haben deshalb überwiegend eine andere oder gar keine Ausbildung gemacht, insofern sind berufliche Spurwechsel für „Lagerarbeiter:innen“ eher normal. Außerdem sind in den Lagern häufig Menschen zusammen beschäftigt, die verschiedenen Nationalitäten angehören. Im Unterschied zu den „stationären Outlets“, in denen wir einkaufen gehen, sind solche Lager große Betriebe, oft mit mehreren hundert oder auch tausend Beschäftigten (Glaubitz 2011; Holst/Scheier 2019; Zanker 2018).

Die Bedeutung dieser „Handelsketten-Fraktion“ innerhalb der modernen Arbeiter:innenklasse lässt sich nur im langen Blick zurück und zugleich auf die Entwicklung der Beschäftigung in anderen Sektoren der Wirtschaft abschätzen. Ich will darauf zumindest kurz eingehen, ausführlicher werde ich mich damit in einem weiteren Beitrag beschäftigen. In der langen Tendenz hat die Zahl der Beschäftigten innerhalb des produzierenden Gewerbes abgenommen. Hierzu werden in der Sozialstatistik sowohl Lohnabhängige gezählt, die im Baugewerbe arbeiten, als auch solche, die im verarbeitenden Gewerbe (Automobilindustrie oder Maschinenbau z. B.) und Energiesektor beschäftigt sind. Gründe für diesen Rückgang gibt es mehrere, der Branchenwandel (z.B. Niedergang von Werften oder Schließung von Zechen) spielt eine wichtige Rolle – aber auch die Verschlankung der Produktion und intensive technologische und arbeitsorganisatorische Rationalisierung, wodurch die Industriekonzerne seit Anfang der 1980er Jahre versucht haben die Profitabilität ihrer Investitionen zu steigern. Lean Production bedeutete „Anspannung“ der gesamten Produktionskette, „management by stress“ und barg zugleich die Möglichkeit, dieselbe Warenmenge (oder mehr) mit weniger Beschäftigten zu erzeugen.

Arbeiteten innerhalb des verarbeitenden Gewerbes 1991 noch 9,75 Mio. Lohnabhängige, waren es 2018 nur noch 7,52 Mio. An allen abhängig Beschäftigten umfassten die Lohnabhängigen innerhalb des produzierenden Gewerbes 1991 noch 37,64 Prozent, 2018 waren es nur noch 25,97 Prozent. Anders dagegen die Entwicklung im Bereich Handel und Verkehr, hier wuchs die Zahl der Beschäftigten seit Anfang der 1990er Jahre sehr moderat von 6,97 Mio. im Jahr 1991 auf 7,60 Mio. im Jahr 2018. Der Anteil an allen abhängig Beschäftigten blieb ungefähr gleich, sank lediglich von 19,78 Prozent 1991 auf 18,59 Prozent 2018.

Politische Orientierungen innerhalb der Handelsketten-Fraktion

Mit großer Wahrscheinlichkeit wählen Arbeiter:innen, die uns als DHL-Bot:innen unsere Hosen und Bücher bringen oder sie in den Großlagern verstauen, aufbereiten und für die Weiterlieferung fertig machen, die AfD. Zumindest könnte man diese Übertreibung glauben, wenn man der politischen Debatte im Land folgt. Die AfD, so heißt es zuweilen, sei die neue Arbeiter:innenpartei. Gewählt – so wird auch in der innerlinken Diskussion zugespitzt – werde sie gerade auch von Beschäftigten, die wenig Geld verdienen, eher niedrige Bildungsabschlüsse gemacht haben und unzufrieden sind. Vom „Prekariat“ allemal. Von den „kleinen Leuten“ also, die wütend sind. Für die Rechte stimmen sie gewissermaßen aus „politischer Notwehr“, teilweise jedenfalls (Eribon 2016, S. 124). Die „einfachen Leute“ suchen sich die „falschen Freunde“ (Misik 2019).

Sollte es so etwas wie eine „Arbeiter:innenbewegung von rechts“ (Becker/Dörre/Reif-Spirek 2018) geben, dann müssten die Arbeiter:innen in diesen „Gliedern“ der Handelskette wohl dazu gehören. Immerhin passen ihre Lage und ihre Erfahrungen fast genau zur Beschreibung auf dem „Fahndungsplakat Rechtswähler“. In der Tendenz arbeiten sie zu eher niedrigen Löhnen, in der Tendenz können die Fertigkeiten, die Lagerarbeiter:innen benötigen „on the job“ angelernt werden, und an Arbeitsleiderfahrungen mangelt es auch nicht.

Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Nicht ohne Grund weisen qualitativ forschende Wissenschaftler:innen in der Regel auf die relative Autonomie politischer Verarbeitung hin. Es gibt dementsprechend gute Gründe anzunehmen, dass innerhalb von Klassen, Klassenfraktionen und sozialen Schichten ganz unterschiedliche politische Verarbeitungsweisen sozialer Leiderfahrungen beobachtbar sind. Auch Wahlumfragen und Ergebnisse der Wahlforschung legen das nahe. Beispielhaft möchte ich das anhand einer Umfrage zur Bundestagswahl 2017 verdeutlichen, die 2018 veröffentlicht worden ist (Hambauer/Mays 2018), ausführlicher werde ich auf diese Entwicklungen in einem späteren Beitrag eingehen.

Nimmt man die Schichteinstufung als Ausgangspunkt, dann lässt sich das folgende Bild zeichnen. Rund 27 Prozent der Arbeiter:innen gaben an, die AfD wählen zu wollen, etwa 17 Prozent wollten insgesamt für die Union oder FDP stimmen. Der Rechtsblock hätte demnach 44 Prozent der Arbeiter:innen für sich gewinnen können, für Mitte-Links wollten demnach rund 46 Prozent stimmen (etwa 13 Prozent für die LINKE, 27 für die SPD und 16 für die Grünen). 11 Prozent der Angestellten gaben 2017 an, sie würden die Alternative für Deutschland wählen, immerhin 27 Prozent eine der Unionsparteien und 9 Prozent die FDP. Für den Mitte-Links-Block hätten 2017 dagegen 54 Prozent der Angestellten ihre Stimme abgegeben, etwa 12 Prozent hätten sich für die LINKE entschieden, 20 Prozent für die Sozialdemokraten und 22 Prozent für die Grünen.

Nimmt man ergänzend das Nettoeinkommen als Grundlage, ergibt sich eine ähnliche Tendenz. Man muss dabei aber unterstreichen, dass wir an dieser Stelle nicht wissen, wie viele Stunden die Befragten für ihre Einkommen arbeiten musste. Ein Nettoeinkommen von 1400 kann man für 20 Stunden Arbeit im Öffentlichen Dienst oder für 40 Stunden in der Schlachtindustrie bekommen. Das sollte bei der Interpretation berücksichtigt werden. Dennoch: 17 Prozent derjenigen, die über weniger als 1500 Euro netto im Monat verfügten, gaben an die AfD wählen zu wollen – 17 Prozent neigten zur Union, 7 Prozent zur FDP. Der Block aus Nationalradikalismus und Mainstreamrechter wäre demnach von ungefähr 41 Prozent der – in der Untersuchung so gebildeten – untersten Einkommensschicht gewählt worden. Für Mitte-Links wollten hingegen rund 59 Prozent dieser „Schicht“ abstimmen, 17 Prozent für die LINKE, 17 Prozent für die SPD und rund 25 Prozent für die Grünen. Von denen, die zwischen 1500 und 2499 Euro netto im Monat verdienten, wollten 13 Prozent die AfD wählen, 26 Prozent eine Unionspartei und 6 Prozent die FDP – ein Stimmblock von 45 Prozent. 55 Prozent dieser Einkommensschicht waren dagegen von einer der Mitte-Links-Parteien überzeugt, rund 14 Prozent von der LINKEN, 21 von der SPD und rund 20 Prozent von den Grünen (eigene Umrechnungen auf der Basis von Hambauer/Mays 2018, S. 139)

Man kann diese Zahlen natürlich als Beleg einer Rechtsentwicklung betrachten, denn immerhin gab es einen vergleichbaren Zuspruch zu einer nationalradikalen Partei nicht bei früheren Wahlen. Dennoch ist es wichtig auch auf die Gegentendenz aufmerksam zu machen. Nicht, um zu relativieren, sondern um zu einer realistischen Einschätzung der ideologischen Verhältnisse zu gelangen. Denn das ist wichtig, wenn man versucht politische Gegengifte zu finden. Zu kurz greifen jedenfalls Erklärungen, die argumentieren, es sei die soziale Lage bzw. Sozialleiderfahrungen an sich, die die Menschen in die Arme der extremen Rechten treiben.

In den Interviews, die ich bisher in einem Forschungsprojekt mit Menschen geführt habe, die sich gewerkschaftlich engagieren oder engagiert haben, bin ich dementsprechend durchaus auf robuste „linke Potenziale“ gestoßen. Sie finden sich viel häufiger – zumindest aber „Brücken nach links“ – als rechte. Aber es gibt eben auch Verarbeitungsweisen, die man als rechts oder „rechtspopulismus-affin“ bezeichnen kann. Sie kommen in den von mir bisher geführten Interviews seltener vor, haben angesichts der „rechten Bedrohungsallianzen“ (Heitmeyer/Freiheit/Sitzer 2020, S. 58f.) in unserem Land, die von einem Milieu des autoritären Nationalradikalismus über radikal rechte Organisationen und Netzwerke bis hin zu Rechtsterroristen reichen, aber eine gewisse Brisanz.

Im Folgenden will ich deshalb eine rechtsaffine Tiefengeschichte (Hochschild 2017, S. 187) beispielhaft vorstellen, die Ansichten von Karl. Karl, in den Mittfünfzigern, katholisches und obrigkeitshöriges Elternhaus (wie Karl es selbst ausdrückt), war in einer langanhaltenden Tarifauseinandersetzung aktiv. Er gehörte zum Teil des gewerkschaftlichen Rückgrats innerhalb des Betriebes. Mich interessiert die Art und Weise, wie er als Alltagsphilosoph „seine Welt“ deutet. Was denkt er über seine Arbeit, über den Betrieb? Was läuft nach seinem Dafürhalten falsch und richtig, im Betrieb, im Land? Was empfindet er wirklich als ungerecht, und was sollte anders sein? Das sind einige der Fragen, über die ich mit Karl gesprochen habe.

Ob diese Tiefengeschichte nun von vielen meiner anderen Gesprächspartner auch erzählt wird, kann ich noch nicht abschließend beurteilen. Die Erhebung läuft noch. Ein weiterer Interviewpartner, Frank, der ebenfalls zum gewerkschaftlichen Aktivenkreis gehörte, in dem Karl aktiv war, ist jedenfalls nahezu der politische Antipode zu Karl. Im Zuge der Auseinandersetzung sei er zu einem Sozialisten geworden. Könnte man Karls Anschauungen als „sozialrebellischen Nationalismus“ bezeichnen (ähnlich: Dörre 2008, S. 248), dann wären Franks eine Art „sozialer Republikanismus“, in dem Kritik an sozialer Ungleichheit Hand in Hand geht mit Sorgen um den Rechtsruck im Land und einer Orientierung an mehr Demokratie. Im Folgenden werde ich mich gleichwohl auf Karls Tiefengeschichte und deren innere Logik konzentrieren.

Karls Arbeitsleid

„Ich bin jetzt seit 11 Jahren im Betrieb und ich bin einer von denen, die das nicht vom Arbeitsamt aufgedrückt bekommen haben. Das ist selten.“ Karl kommt direkt zum Punkt, zu einem wichtigen Moment seines Unbehagens. Einem Wunschjob geht er nicht nach, noch weniger das Gros seiner Kolleg:innen, die – so seine Wahrnehmung – durch die Arbeitsagentur i.d.R. dazu gezwungen werden, dort zu arbeiten. Arbeit wird hier ansatzweise als Zwangsverhältnis angesprochen, oder doch zumindest im eigenen Fall als Verlegenheitslösung:

„Ich hatte vorher eine Firma, die Pleite gegangen ist, und habe dann was gesucht zum Parken. Und man staune, schon sind es elfeinhalb Jahre. Habe mich da beworben. Das Lustige war schon die Bewerbungsgeschichte am Anfang. Die haben mich gefragt, was ich gerne machen möchte, Früh- oder Spätschicht. Sagte ich, ich habe gehört, dass es Nachtschicht gibt. Sagt sie ‚gut‘, geht weg, kommt zwei Minuten später wieder und sagt ‚Du gehst in die Frühschicht‘. So ging das schon los.“

Wenn auch selbstgewählt, die Übergangslösung war von Anfang an auch ein Verhältnis, in dem eigene Anliegen nicht berücksichtigt werden konnten – zumindest im Rückblick nach 11 Jahren. Schon ein kleiner Wunsch (Nachtschicht) wird nicht erfüllt, zwar werden Vorlieben erfragt, die Antwort ist aber eigentlich egal.

„Dann habe ich zwei Monate die Karren von A nach B geschoben, also zu den Leuten, die das bearbeiten, da war ich schon sehr begeistert, weil ich war ja vorher selbständig und dann fängst Du an irgendwelche Karren von A nach B zu schieben. Dann bin ich denen so auf den Senkel gegangen, dass ich dann in die Spätschicht gegangen bin als Bearbeiter. Damals war das ja noch so, man hat sich die Sachen selber beigeholt, selber bearbeitet, selber in die Tools gucken, war noch etwas, wo das Brain noch etwas betätigt wird. Mittlerweile ist ja so weit, dass das jeder Affe könnte mit rot-gelb-grün Knopf drücken.“

Befriedigend ist die Arbeitstätigkeit im Betrieb nicht. Knöpfedrücken heißt: Vereinfachung, Arbeitsteilung, Wiederholung. Sein eigener Anspruch nach einer kreativeren und verantwortlicheren Arbeit („das Brain noch etwas“ betätigen) wird nicht erfüllt. Das war nicht immer so, wie er im weiteren Gespräch verrät. In seiner Anfangszeit im Betrieb hat er sich eingebracht, es ist ihm gelungen eine anspruchsvollere Position im Betrieb zu finden. Aber dann kam es zu einer Wende.

„Das Unternehmen hat mich dann also sehr gefickt, hat mir irgendwelche Tools genommen, die ich früher hatte. Ich habe so viele Sonderaufgaben gemacht, auch mal früher gekommen, ohne Bezahlung. Mittlerweile bin ich normaler Bearbeiter und bin ganz glücklich drum. Weil wenn du normaler Bearbeiter bist, dann… wenn du streikst, dann streikst du. Und wenn du krank bist, bist du krank. (…). Wo ich Sonderaufgaben gemacht habe, hieß es alle können, nur der Kollege und ich können nicht. Und jetzt funktioniere ich noch bei dem Job, sagen wir es mal so. Also ich gehe nicht mehr mit Freude hin, ich gehe mit Widerwillen hin, sonntags nervts mich schon abends, wenn ich an Montag denke. (…). Und funktioniere nur noch wie so ein Zombie, der da hingeht, sein Gehirn bei der Security abgibt und nach Feierabend wieder abholt.“ Und etwas später:

„Ich bin jetzt normal am Band. Und da schnüffel ich quasi an Schlüpfern, ob die noch frisch sind, oder Jacken, leg die wieder zusammen. Ich nehme die Sachen zurück, die die Leute zurückschicken. Ich gucke, ob das in Ordnung ist, ob das weiterverkauft werden kann und ich bewerte das.“

Freiwillig hat er nicht auf sein „Privileg“ verzichtet, die Degradierung führt ihn in ein inneres Exil, seine Frustration ist gleichzeitig auch ein Grund für sein betriebs- bzw. gewerkschaftspolitisches Engagement.

„Also viele sagen ja beim Streiken, also warum sie streiken, wegen Tarifvertrag, wegen Geld und allem Drum und Dran. Das mit dem Geld ist sogar irgendwie noch in Ordnung, wir sind sowieso alle so an der Armutsgrenze quasi. Das ist für mich alles noch irgendwie hinnehmbar. Was für mich nicht hinnehmbar ist… die Verarschung und die Comedy. Die erzählen uns Sachen… So in der Art „Das Wasser fließt bergauf.“ Und jeder weiß, es ist nicht so. (…) Die erzählen uns irgendeinen Firlefanz, jeder weiß, das stimmt gar nicht oder das dürfen wir gar nicht so machen. Weil sie auch immer wieder neue Manager haben. Die geben Sachen von sich, die wir besser wissen. Und dann sagen die „wir nehmen es mit.“ Aber sie bringen es nie wieder. Also das Thema kommt nie wieder auf den Tisch.“

Verarschung und Comedy – die Geschäftsführung nimmt die Belegschaft nicht ernst. Expertise wird, wo sie vorhanden ist, vom ständig wechselnden Management nicht anerkannt. Und Karl fühlt sich, wie es im Volksmund heißt ‚für dumm verkauft‘, im schlechteren Fall sogar belogen.

Das bedeutet nicht, dass er keine Geldsorgen hätte. Im Gegenteil, er hat hohe Schulden. Gerade deshalb würde ihm eine Lohnerhöhung allerdings auch nicht helfen, sollte die im Tarifstreit durchgesetzt werden. Gepfändet würde das zusätzliche Einkommen, meint er. Die Lohnfrage ist dennoch für ihn eine der prinzipiellen Gerechtigkeit:

„Ganz klar, ich bin einer, der finanziell am Arsch ist, eine Pfändung hat. Also im Prinzip noch nicht mal was davon hätte, wenn wir einen Tarifvertrag hätten, als ich bei 5 Tagen Arbeit war zum Beispiel, mir würden sie das sogar wegnehmen. Mir geht es um die Gerechtigkeit. Weil es teilweise ist, das Umgehen mit den Kollegen, das ist so eine kleine Che Guevara-Denke. Irgendwie habe ich das gemacht wegen der Kollegen und der Gerechtigkeit. Dieser Gerechtigkeitswahn ist sehr stark ausgeprägt bei mir. Ich bin sogar zum Streiken hin, wenn ich krank war oder wenn irgendwas war. Ich bin sogar da dann hingegangen. Ich habe das gemacht, obwohl ich selber nix davon gehabt hätte, wenn wir den Tarifvertrag bekommen hätten. Ich finde, dass eine Firma, die… die machen ja nicht nur 1000 Mark, die machen richtig Geld, dann könnten die uns auch mehr Lohnerhöhung geben.“

Karls Sozialleid und Gesellschaftskritik

Das Arbeitsleben im Betrieb ist mit Anerkennungsmangel verbunden, Karl geht es um Respekt, von den Vorgesetzten fühlt er sich missachtet – es geht aber auch um Ansprüche an Arbeitsinhalte. Dieses Sozialleid steht nicht für sich allein, er fühlt sich auch sozial benachteiligt. Das Gefühl der sozialen Benachteiligung ist zugleich das Gefühl der Benachteiligung gegenüber Fremden. Es wird nicht verbunden (hier ein soziales Benachteiligungsgefühl, dort eine kulturelle Distanz), sondern gehört unmittelbar zusammen:

„Teilweise sind es Ungerechtigkeiten, die ich selber erlebt habe. Beispiel, ich bin auf der Krankenkasse, weil meine Frau arbeitslos wurde musste ich zur AOK gehen, weil meine Krankenversicherung wollte sie nicht mit übernehmen. Hab das fertig, will mich beraten lassen. Da sagt die Frau auf der Krankenkasse zu mir, warum wir da überhaupt groß die Beratung bräuchten, ob wir das nicht selber schon wüssten wie was funktioniert. Und dann sitzt da gegenüber einer aus irgendeinem Land, der hat einen Rechtsberater und der hat einen Übersetzer. Bei dem ist das normal, dass der da die Unterstützung kriegt. Und wo ich da normal gefragt habe mit meiner Frau, wie sieht es aus, was können wir da… ‚Sie wissen da ja gar nichts‘, sagt die Frau zu mir. Da denke ich ‚hallo?‘. Und solche Sachen habe ich sehr oft erlebt, wo ich mir gedacht ‚Gastfreundschaft in allen Ehren‘… ist ja wie bei mir Zuhause, ich muss ja auch, wenn ich Gäste kriege, bin ich Gastgeber und habe einen Gast. Aber es kann ja nicht so sein, dass ich meine Frau, wenn ich Gäste habe, da scheiße behandle und die dumm hinstelle, aber meinen Gästen in den Arsch krieche. Wenn, dann müsste sich das irgendwie die Waage halten. Und ich habe es so oft erlebt, dass unsere ganzen neuen Mitbürger, wenn irgendwas war, die kriegten einen Support ganz selbstverständlich… was ich ja auch gut finde, ich meine, die haben keinen Plan, die brauchen ja auch Unterstützung, das ist ja nicht das Ding. (…)  Aber wenn man als normaler Deutscher was will, dann kriegt man suggeriert, so nach dem Motto ‚Wir sind schon so überlastet mit den Leuten, dass wir denen helfen müssen, da haben wir eigentlich für euch gar keine Zeit. Und das ist so mit das größte Problem, was ich immer wieder in ganz vielen Situationen erlebe.“

Das Bild der Warteschlange kommt mir in den Sinn, wenn ich diese Zeilen lese. Die Soziologin Arlie Hochschild hat es genutzt, um uns die Vorbehalte von Tea-Party-Anhänger:innen in den USA gegenüber Zuwanderern und amerikanischer Bundesregierung zu veranschaulichen (Hochschild 2017): Hier stehe ich, habe ausgehalten, geleistet, entbehrt und warte geduldig, stelle mich hinten an – und dann kommt jemand Neues und wird am Schalter bevorzugt, sogar an den anderen Wartenden vorbei gewunken. Karl empfindet etwas Ähnliches – ihm wird nicht nur Hilfe verwehrt, er wird auch noch dafür kritisiert, Hilfe zu benötigen. Wird er gedemütigt („Sie wissen da ja gar nichts!“)?

Das besondere Benachteiligungsgefühl lebt vom Fremden, ob es ihn ebenso empören würde, wäre ein „normaler Deutscher“ bevorzugt behandelt worden? Gewiss ist nur, dass Karl seine Benachteiligungserfahrung im weiteren Gesprächsverlauf direkt in Verbindung bringt mit einem Unbehagen an politischer Korrektheit.

„Sobald ich irgendwas Negatives sage, ich darf das über dich sagen, oder über jeden. Aber ich darf nichts Negatives sagen, wenn das ein Zuwanderer ist. Das finde ich auch ein Ding. Ich kann nicht jeden als rechtsradikal hinstellen, wenn ich da gerade eine Situation erlebt habe, und dann muss alles geändert werden. Es darf nicht mehr Negerkuss heißen, das muss jetzt Schokokuss heißen. Das darf nicht mehr Weihnachtsmarkt heißen, das muss jetzt… diese ganzen Änderungen, die wir machen. Wie gesagt, da können die Leute nichts dafür, das sind die Politiker. Diese ganzen Änderungen, die gemacht werden, seit wir so viel Zuwanderung haben. Wieso müssen wir Deutschland komplett ändern, in gewissen Worten, in gewissen Sachen, die wir machen, in kulturellen Geschichten. Warum muss das alles geändert werden? Ich war in der Türkei, habe mich an einen Tisch gesetzt, da saß eine Frau, hat der Typ auf Türkisch was gesagt, habe ich gesagt ‚please speak english‘, sagt er mir dann auf Englisch ‚bei uns ist es nicht erlaubt, dass ich neben einer alleinstehenden Frau sitze. Bin ich aufgestanden und habe mich woanders hingesetzt, wegen deren Regeln. Und das ist hier nicht. Also ich bin mit unseren Politikern sehr, sehr unzufrieden.“

Lohnungerechtigkeit macht Karl nicht „heiß“

Karl drückt eine Art Entfremdung aus, er kann nicht mehr sprechen wie er möchte, aber auch die eigene Kultur wird ihm genommen (der Weihnachtsmarkt darf nicht mehr Weihnachtsmarkt heißen). Aber beim Reden über diese Entfremdung wirft er auch einen besonderen Blick auf Zuwanderer. Erneut ist Karl im Nachteil. Diese halten sich nicht an unsere Regeln, wie die Türkeierzählung nahelegt. Deutschland wird für sie sogar noch völlig geändert.

Über soziale Kälte, über soziale Ungerechtigkeit redet Karl zwar, in der Regel aber in Verbindung mit Nachteilen gegenüber Fremden oder Menschen, die in seinen Augen nicht arbeiten wollen. Für ihn gibt es Wohlsituierte und eine Mehrheit von Menschen, denen es schlechter geht. Die Wohlsituierten werden sogar politisch bevorzugt, Karl meint, dass Deutschland von der Wirtschaft und nicht von der Politik gesteuert wird. Nur: Lohnungerechtigkeit, Rentenarmut oder Ähnliches machen Karl nicht „heiß“, sie brennen ihm nicht unter den Nägeln.

Auch auf direkte Nachfrage nach weiteren sozialen und politischen Problemen, ergänzend zur Zuwanderung, pendelt sich das Gespräch wieder bei diesem Themenkomplex ein. Im Gesprächsverlauf bezieht er sich zustimmend auf die AfD, an der er allenfalls ihre Zerstrittenheit und ihre unanständigen Ausfälle (Gaulands „Wir werden sie jagen“) kritisiert. Nebenbei erwähnt er kritisch die LINKE. Auf Nachfrage führt er seine LINKEN-Kritik aus.

„Die LINKE, das muss man aber ehrlicherweise sagen, ich bin ja eher halbrechts, war die einzige Partei, die uns hier beim Streik unterstützt hat. Das muss ich ihr lassen. Von der gewerkschaftlichen Seite sind die LINKEN, es waren ja schon auch SPD und CDU da, waren die einzigen, die uns von da bis dort begleitet haben und zumindest suggeriert haben, als würden sie uns helfen. Die anderen haben uns mehr oder minder suggeriert ‚wir schauen mal‘. Da war immer der Manfred von der Partei hier, der war auch zwei oder dreimal bei den Treffen dabei. Ich muss sagen, auch wenn ich mit ihm nicht einer Meinung bin, aber ich finde es toll, dass bei denen wenigstens einer das auf die Reihe kriegt, wenigstens zu versuchen da am Ball zu bleiben. (…) Das rechne ich dem hoch an, dass er da immer wieder anrollt. Immer wieder irgendwie seinen Senf dazu gibt. Und zumindest suggeriert, auch wenn sie wahrscheinlich selbst nichts Großes reißen können, aber dran sind, zu der Gewerkschaft stehen, zu der Belegschaft stehen. Allein dieser Ansatz vom Willen, den rechne ich hoch an. Und das vermisse ich bei den ganzen anderen komplett.“

Die Solidarität der LINKEN mit der kämpfenden Belegschaft muss er anerkennen, er muss sie „ehrlicherweise“ eingestehen. Nicht unbedingt widerwillig, aber die Distanzierung schwingt schon mit. Trotz einer einzigartigen Solidaritätserfahrung, trotz einer Unterstützung, zu der andere Parteien entweder nicht in der Lage oder willens waren.

„Ich bin zum Beispiel stolz, ein Deutscher zu sein.“ 

Wählen wird er die LINKE trotzdem nicht. Wegen der Flüchtlinge bzw. aufgrund der Migrationspolitik. Zu blauäugig sei sie da, es könnten ja nicht alle herkommen.

 „Da kriege ich zu oft das Ding gemacht ‚alles rein, alles rein, alles rein‘. Und das ist mir zu global, zu viel ‚alles rein‘. Geht in ein Glas nicht, wenn man Kaffee reinkippt, geht in eine Wohnung nicht, ich habe hier eine Wohnung, da kann ich auch nicht sagen ‚alles rein, alles rein‘. Da muss ich wissen, wen ich reinkriege. Also ist mir zu viel zu sagen ‚wir brauchen da gar nicht groß berechnen, sondern einfach alle mit ihren Problemen kommen alles rein. Und das ist mir, ich bin so ein kleiner Denker, Planer und so, das ist für mich nicht nachzuvollziehen, wie ich solche Aussagen tätigen kann.“

Etwas vorschnell könnte man Karls Ablehnung darauf reduzieren, dass er lediglich Angst vor einer Konkurrenz um Arbeitsplätze und Wohnungen oder Ähnliches hat. Die Analogie zur Wohnung, in der es eben nur einen begrenzten Platz gibt, legt das nahe. Aber da ist mehr, es gibt eine „positive Haltung zur Welt“, in die sein Widerwille gegen zu große Aufnahmebereitschaft eingebettet ist. Karl empfindet ein Bedürfnis danach sich als Teil einer nationalen Volksgemeinschaft zu sehen.

Auf die Frage, was es bedeutet ‚halbrechts‘ zu sein, antwortet er:

 „Ja, so werde ich hingestellt. Ich bin zum Beispiel stolz ein Deutscher zu sein. Durch die ganzen Geschichten, wie die waren. Was Deutschland gemacht hat, aus dem ganzen Mist nach dem Krieg was aufgebaut zu haben. Ich darf aber diese Aussage, also stolz ein Deutscher zu sein, also bis jetzt durfte ich das zu einer Zeit sagen, da als die Weltmeisterschaft war. Da war es meiner Meinung nach fast angesagt zu sagen ‚ich bin stolz ein Deutscher zu sein‘, weil wir dieses fucking Fußball da gewonnen haben. Was mir eigentlich scheißegal ist. Aber die Amerikaner zum Beispiel, wenn die das loslassen, dann sind das Patrioten. Aber diesen Patriotismus dürfen wir in Deutschland nicht ausleben. Und dann wird sich gewundert, warum die Deutschen zum Beispiel nicht so diesen Zusammenhalt haben wie die anderen Länder den haben. Aber wenn ich diesen Patriotismus nicht ausleben kann… und Patriotismus ist für mich keine politische Geschichte, das hat nichts mit links und rechts zu tun. Sondern Patriotismus ist wie die Solidarität bei der Gewerkschaft, das ist wie die Liebe zu meiner Familie, in meinem Zuhause, dieses Zusammen, das macht mich stolz, dass es so funktioniert. Das ist für mich Patriotismus. Aber teilweise werden Leute, die patriotische Sachen loslassen, wird das alles in die rechte Schiene reingemacht. Und das Schlimme an der Sache ist, dass man da ständig drauf rumhackt, wird diese Sache immer mehr rechts, immer mehr Nazi. Aber wenn das immer wieder suggeriert wird, dass das alles schlecht ist, nehme ich mir meinen eigenen Stolz. Und das finde ich schade. Ich kann ja stolz sein, dass meine Großeltern Deutschland mit aufgebaut haben. Oder damals, wo das Wirtschaftswunder kam. Die Deutschen haben ja nun wirklich (…) über Jahrzehnte Deutschland aufgebaut. Nur warum darf ich darauf nicht stolz sein, dass einige Deutsche richtig fleißig und richtig toll waren und bin dann gleich, komm dann gleich in die rechte Schiene?

I: Warum ist das für Dich ein Grund stolz Deutscher zu sein?

K: Weil ich finde, dass jeder, von jedem Land, sollte auf die Sachen, egal was negativ gelaufen ist, stolz sein auf das, was das Land geleistet hat. Das ist meine Meinung. Ich bin ein Positivdenker, man sollte nicht immer negativ denken, man sollte auf die Sachen, die positiv laufen, stolz sein dürfen. Man sollte da drauf stolz sein dürfen, was man geschafft hat. Selbst jetzt, wo bei mir alles scheiße läuft, bin ich stolz auf die paar Sachen, die gut laufen. Um mich zu motivieren, um mein Selbstbewusstsein zu stärken, das ist eine ganz normale psychologische Geschichte. Und das meine ich mit dem Stolzsein. Klar, ich hätte keine Juden vergast. Ich hätte zum Beispiel, wenn ich sehe, dass die Asylantenheime anzünden… ey, das geht gar nicht. Das ist eine ganz andere Nummer. Solche Sachen ärgern mich auch. Ich muss aber stolz sein dürfen. Aber sobald man sowas kundtut, kommt immer so eine Aussage ‚boah, wird schlecht geredet.‘“

Ein Patriot liebt seine Heimat, das ist der engere Wortsinn. Dieser Patriotismus ist für Karl zugleich lebenswichtig und tabuisiert. Lebenswichtig ist er für ihn, weil der Patriotismus gesellschaftlichen Zusammenhalt und Solidarität für ihn bedeutet. Aber auch, weil er ihm einen Stolz und Selbstbewusstsein gibt.

Immerhin erlaubt es ihm die Zugehörigkeit zu einem über Herkunft bestimmten Volk, zugespitzt formuliert, sich in eine lange Reihe leistender und erfolgreicher Menschen zu stellen. Ihr Erfolg wird sein Erfolg, ihre Leistung seine. Das stiftet Identität, wer Karl ist, hängt von dieser Reihe ab. Das stärkt auch sein eigenes Selbstwertgefühl, motiviert ihn, wie er etwas später im Gespräch wissen lässt. Seine Volkszugehörigkeit gibt ihm Kraft, verleiht ihm Antrieb – Volk und Vaterland werden zu einer höheren Instanz, die von der „wirklichen“ Geschichte abgeschnitten werden (Trotzki 1981, S. 207). In Karls Fall, weil vor allem über das Positive zu reden ist.

Die doppelte Abgrenzung: Migranten und Linke 

Die Bedeutung der Heimatliebe hängt allerdings, das wird auch bei Karl deutlich, davon ab, was als Heimat verstanden wird, auf welche „gemeinsame Geschichte“ Menschen sich beziehen, was also die Identitätsanker sind, und von wem oder was sie sich abgrenzen. Möglich ist zum Beispiel ein linker Patriotismus, der in der Idee der Republik verankert ist: die Republik als Bollwerk der Demokratie, mit einer Geschichte der Kämpfe des einfachen Volkes um Gleichheit und Selbstbestimmung.

Ein solcher linker Patriotismus blitzte beispielsweise in der griechischen Anti-Memorandumsbewegung auf, die von der radikal linken Partei Syriza angeführt wurde. Oder in der Bewegung „Widerspenstiges Frankreich“ von Jean-Luc Melénchon. Im rechten Patriotismus ist die Heimat und dessen Volk eine der Ahnenfolge, der Abstammung und der Herkunft – in modernen Versionen nicht unbedingt über das Blut vermittelt, sondern über Kultur, über das Eigene. Es ist dennoch ein ethnisiertes Volk, wie Michael Wildt es formuliert hat (vgl. Wildt 2017, S.10).

Für Karl jedenfalls ist das kulturell Eigene sehr wichtig, „unsere Regeln“ stehen mindestens für eine Lebensweise. Aber das Lebenswichtige wird ihm verwehrt – als Patriot wird er in eine rechte Ecke gedrängt. Man könnte auch sagen, dass Karl zwar die soziale Politik der LINKEN vor Ort (Solidaritätsarbeit) würdigt, sie sein Bedürfnis nach nationaler Identitätspolitik aber nicht nur nicht befriedigen will (oder kann); Linke stören ihn dabei auch.

Sein positiver Bezug auf das eigene Volk, das zunächst mit einer „leistenden Generationenabfolge“ zusammengedacht wird, verbindet Karl im weiteren Gesprächsverlauf mit einer doppelten Abgrenzung. Wiederholt finden sich im Interview schillernde Verfremdungen gegenüber Migrant:innen. Diesen schreibt er Eigenschaften und Verhaltensweisen zu, die schlecht oder falsch sind. Es sind nicht einzelne Menschen, die sich so benehmen, sondern Einzelne stellvertretend für die Gruppe der Migrant:innen:

„Und das meine ich mit dem halb rechts. Wenn das so ist, dass das, wie ich denke, das meine Regeln… wenn bei mir Zuhause wird nicht geraucht, musst Du auf die Terrasse gehen, und das wird schon als… keine Ahnung was bewertet. Oder wenn ich sage, in der Stadt da hat ein Schwarzer zwischen zwei Geschäfte geschissen, da gibt es ein Video von, wenn ich sage, das gefällt mir aber nicht… da sagt einer von den Linken, ja, der hat aber nur gepinkelt. Sage ich aber ‚ganz ehrlich, bei mir pinkelt auch keiner zwischen zwei Geschäfte‘. Das macht man nicht. Und jetzt kommt es. Da sagt er, dass liegt da dran, wir hätten dem das sagen müssen. Da sage ich, stell Dir mal vor, da kommt einer und sagt ‚pinkel nicht zwischen Geschäfte‘, da würdest Du Dir verarscht vorkommen. Das meine ich mit halbrechts. Ich möchte meinen Stolz, meinen Patriotismus behalten, der mir… wo ich entmündigt werde.“

Verfremdung, so der Psychoanalytiker Helmut Dahmer, „(…) ist ein primitiver Modus von Selbsterhaltung.“ (Dahmer 2009, 125). Dem so hergestellten Anderen gegenüber kann man gelassener und nachsichtiger, sogar neugierig und verständnisvoll gegenüberstehen. „In jeder Krisensituation (aber) schrumpft unsere Toleranz gegenüber dem, was anders ist als wir selbst, zieht sich der Identitätszirkel enger um uns zusammen.“ Was in besseren Tagen toleriert werden konnte, gar Neugier und Sympathie weckte, verfällt dann fortschreitend panischer Verfremdung.“ (ebd.) Panische Verfremdung führt zur Abwehr, manchmal auch zur gewaltbereiten, wenngleich sich im Gespräch, das ich mit Karl geführt habe, keine Spur derartiger Gewaltbereitschaft findet. Im Gegenteil, derartigen exzessiven Extremismus kritisiert er. Zum Abgrenzungsobjekt wird im Gespräch zunächst der „regelbrechende Migrant“, der grundlegende Kulturtechniken, die „uns“ als gewöhnlich erscheinen, nicht beherrscht; zugleich aber auch der Linke, der sich nicht ebenso über den Regelbruch empört, sondern Verständnis aufbringt. Zu einem Problem wird das „Störfeuer von links“ möglicherweise auch, weil Patriotismus für Karl kein abstraktes Ideal ist. Wenn er von ‚Patriotismus‘ redet, dann benutzt er ihn fast als Synonym für Tugenden und Verhaltensweisen, die ihm – in seinem Selbstverständnis wurzelnd – enorm wichtig sind.

„I: Du hattest gesagt, zu Patriotismus gehört auch Loyalität und so. Was meinst du damit?

K: Loyalität geht los, allein schon, wenn wir bei unserem Betrieb bleiben. Bei uns gibt es viele Leute, da wir keinen Akkord haben, die meinen, sie werden bezahlt für ihre Anwesenheit. Und ich bin einer, der wirklich streikt, und macht und meckert und der sich auch bei Meetings meldet, irgendwie was sagt, wenn irgendwas ist. Aber mein Ding ist: Ich bin loyal zu meinem Chef, was Arbeit betrifft, weil ich, wenn ich da bin, die Leistung bringen möchte, eine Qualität bringen möchte, für meinen eigenen Stolz, für meine eigene Ehre. Wenn ich schon einen Idiotenjob mache, wenigstens so viel wie möglich, so gut wie möglich zu machen. Da bin ich loyal zu meinem Chef. Dann: Meine Frau ist chaotisch, ich bin eher der Planer. Heißt: Ich bin da loyal zu meiner Frau, weil man will die Frau nicht denunzieren. Oder ich bin in einem Club, wenn da was ist, heißt es, dass ich da bin für die Leute, wenn nicht gerade einer was Schlimmes gemacht hat. Loyalität heißt, die Gruppierungen, in denen ich bin, zu denen bin ich loyal. Oder auch eine gewisse Treue habe ich zu denen. (…) Ich habe das auch hier tätowiert, Honour, Trust, Loyality. Also diese Treue, Stolz, Ehre, diese ganzen Geschichten, wie das früher war… zum Beispiel, dass man absagt, wenn man nicht kann. Hätte ich jetzt den Termin mit Dir nicht geschafft, ist es für mich einfach eine Pflicht Dir das zu sagen, weil Du Dir ja Zeit genommen hast. Also diese alten Werte, die es früher gab, die im Moment total zerfallen, die sind für mich ganz wichtig.

I: Und wie hängt das mit dem Patriotismus zusammen?

K: (…) Patriotismus heißt zu dem stehen, zu dieser Gruppierung, ob zu Deutschland, zu meinem Club, zu meiner Frau, zu meiner Familie, zu meinen Gewerkschaftskollegen. Patriotismus ist für mich ein Stück weit, dass man sich auf mich verlassen kann, dass ich versuche für Gerechtigkeit zu sorgen. Dass ich stolz darauf bin, was wir erreicht haben. Ich bin sehr stolz darauf, was wir in der Gewerkschaft erreicht haben. Auch wenn viele sagen, wir haben nichts erreicht. Aber das fängt bei kleinen Sachen an, wie Umsonstkaffee, das gab es früher nicht. Wir haben nach 5 Jahren plötzlich eine Lohnerhöhung gekriegt, die hätten wir sonst nie gekriegt. (…). Also dieser Stolz und Ehre und Treue und diese ganze Geschichte, die greifen bei mir teilweise in den Patriotismus mit rein.“

Patriotismus wird für Karl geradezu zu einem Synonym für Solidarität und Respekt, wobei die Abgrenzung von denen, die nicht solidarisch sind, zumindest anklingt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Solidarität gegenüber der Familie, gegenüber dem Arbeitgeber, den gewerkschaftlich aktiven Kollegen, Freunden (dem Club) und der Nation gegenüber als Beispiele Desselben aufgezählt werden. Was ist dieses Dasselbe? In elementarster Form (Stichwort Treue) sich einbringen, zu unterstützen, für Gerechtigkeit zu sorgen.

Ist Karl „umorganisierbar“?

Patriotismus und Solidaritätsbedürfnis hängen insofern eng zusammen, und bereits der historische Faschismus konnte von derartigen Solidaritätssehnsüchten profitieren.

Den Faschisten gelang es, so Oskar Negt, „(…) Solidaritätsbedürfnisse in Kameradschaftsbedürfnisse um(zu)organisieren, und zwar stabil (…)“. (Negt 1987, 69) Das sollte eine Warnung vor der Annahme sein, es gäbe so etwas wie genuin linke Solidaritätsorientierungen oder stabile antikapitalistische Bedürfnisse, die für die radikale Rechte keine Anknüpfungspunkte bieten. Vielmehr seien Solidaritätsbedürfnisse häufig ambivalent und doppelwertig – für Negt sogar „jederzeit umorganisierbar, wenn man sie liegen läßt und so tut, als ob sie unwichtig wären.“ (ebd.).

Ob auch Karls Bedürfnisse nach links „umorganisierbar“ wären? Das ließe sich nur beantworten, nachdem man es versucht hätte. Allerdings legen seine Ausführungen noch begründete Zweifel nahe. Das Bedürfnis nach Solidarität und Patriotismus reibt sich immer wieder am Fremden, an denen, die sich nicht an „unsere Regeln“ halten, obwohl sie nicht mehr als Gäste sind. Karl verfremdet Migrant:innen nicht nur, indem er sie mit schlechten Eigenschaften oder Verhaltensweisen in Verbindung bringt, er stellt auch einen direkten Zusammenhang zum eigenen Verlust von Einfluss her. Die eigene Macht über andere wird nicht anerkannt, von der Karl aber eigentlich ausgeht – denn ein Gastgeber hat ja das Recht dazu, andere jederzeit seines Besitzes zu verweisen, wenn der Gast sich anders benimmt als erwünscht. ‚Zuhause‘, sagt der Volksmund, ‚bin ich König‘. Aber eben nicht in Deutschland.

„I: Und wenn jetzt Leute zuwandern und die würden sich an Regeln halten, wie Du Dir das vorstellst – könnte dann kommen wer möchte?

K: Dann könnte kommen wer möchte. Jeder der sich ordentlich benimmt, der für das Gemeinwohl zuträgt, und dann ist egal (…) Nur… das ist wieder das Beispiel. Komm ich zu Dir, darf ich nicht rauchen, muss ich rausgehen. Ich erwarte, dass der Gastgeber, wenn der Gastgeber seine Regeln hat, und ich sehe die jetzt erstmal als Gast, kommen zu dem Gastgeber, dann kann nicht, sagen wir mal so, die Chefs von einer Gemeinschaft, die Gäste haben, den eine Entmündigung rüberbringen und sagen, jetzt ändern wir das, jetzt muss das so gemacht werden, weil die kommen, jetzt muss das so gemacht werden. Das finde ich schlimm an der Sache, weil das schürt sogar diese rechtsradikale Scheiße.“

In Deutschland ist nicht Karl König, nicht er bestimmt – sondern diejenigen, die die Macht haben, ändern die Regeln zu Gunsten der Neuen. Das Gespräch ist von einem Gefühl der Defensive geprägt. Sogar die gewohnte Art zu Denken und zu Sprechen wird nicht nur hinterfragt, sondern eigentlich unterbunden.

„Das finde ich schlimm mittlerweile, wenn ich mich unterhalte auf der Straße und kenne die Leute nicht, ohne Scheiß, da überlege ich mir mittlerweile schon, wie ich manche Sachen ausdrücke, weil wenn ich die so loslasse, wie ich das so denke… und sage… Ein Beispiel, ich stehe vor der Post, plötzlich fällt einer hin. Früher hätte ich gesagt „guck mal, der Neger ist umgefallen.“ Jetzt… da ist ein Mann umgefallen, ich passe schon auf, dass ich… das hat gar keinen interessiert, das war nicht bös gemeint und nix, hätte ich das gesagt, hätte es bestimmt wieder wen gegeben, der mir gesagt hätte, das sagt man aber so nicht. Obwohl ich nur sagen wollte, der gute Mann ist hingefallen. Also ich finde, wir stellen uns in Deutschland sehr unter den Scheffel.“

Karl begehrt auf, gegen Respektlosigkeit im Unternehmen, auch gegen Lohnunrecht – er ist ein „solidarischer Typ“, auch wenn er in unserem Gespräch gelegentlich fallen lässt, dass er eine große Zahl seiner Kolleg:innen für dümmer hält. Den Rücken macht er dennoch gerade für den aufrechten Gang im Betrieb. Nicht weniger aber begehrt er gegen die empfundene kulturelle Entfremdung auf, die ihm aufgezwungen wird – aber es ist ein Aufbegehren gegenüber einer Normalität, die ihn in die Ecke drängt. Denn es sind nicht Außenseiter, die ihn wohlmöglich maßregeln, sondern gewöhnliche Leute, „ganz normale Leute“ auf der Straße und Kolleg:innen im Betrieb.

Literatur

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De Benoist, Alain (2017): Kulturrevolution von rechts. Dresden.

Bundesamt für Statistik (2019a): Statistisches Jahrbuch. Wiesbaden.

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Dies (2016): Statistisches Jahrbuch. Wiesbaden.

Dies (2010): Statistisches Jahrbuch. Wiesbaden.

Dies (2009): Statistisches Jahrbuch. Wiesbaden.

Dahmer, Helmut (2009): Divergenzen. Holocaust, Psychoanalyse, Utopia. Münster.

Dörre, Klaus (2008): Prekarisierung der Arbeit: Fördert sie einen neuen Autoritarismus?, in: Butterwegge, Klaus/Hentges, Gudrun (Hg.): Rechtspopulismus, Arbeitswelt, Armut. Befunde aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, Opladen, S. 241–255.

Eribon, Didier (2016): Rückkehr nach Reims. Frankfurt/M.

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Heitmeyer, Wilhelm/Freiheit, Manuela/Sitzer, Peter (2020): Bedrohungsallianzen. Signaturen der Bedrohung II. Frankfurt/M.

Holst, Gregor/Scheier, Franziska (2019): Branchenanalyse Handel. Perspektiven und Ansatzpunkte einer arbeitsorientierten Branchenstrategie. Düsseldorf.

Misik, Robert (2019): Die falschen Freunde der einfachen Leute. Frankfurt/M.

Moody, Kim (2017): On New Terrain. How Capital is Reshaping the Battleground of Class War. Chicago.

Negt, Oskar (1987): Keine Demokratie ohne Sozialismus. Frankfurt/M.

Trotzki, Leo (1981): Porträt des Nationalsozialismus. In: Deutscher, Isaac/Novack, George/Dahmer, Helmut (Hg.): Denkzettel. Politische Erfahrungen im Zeitalter der permanenten Revolution. S. 202-212. Frankfurt/M.

Wildt, Michael (2017): Volk, Volksgemeinschaft, AfD. Hamburg.

Zanker, Claus (2018): Branchenanalyse Logistik. Der Logistiksektor zwischen Globalisierung, Industrie 4.0 und Online-Handel. Düsseldorf.

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